Kerweredd 2025
ERÖFFNUNG
Do steh‘ ich mol widder, ich armer Tropf,
hab noch viele Idee un gute Ratschläg im Kopf.
Bericht eich üwwer Kerche, üwwer Gott un die Welt.
Un ehrlich, s’isch mir egal, ob’s eich basst odder net g’fällt.
Früher, als Pauker, sollte ich verzogene Kinner widder richte,
sollte sie begeischtern für Mathe, Deutsch un Geschichte.
Sollte den Untergang der abendländischen Kultur verhindern.
Un des ohne Rohrstock mit den heutigen Kindern.
Halt! Halt! Ihr wisst es, für mich isch des längscht vorbei,
doch tausende Kolleginne un Kollege sin heut noch täglich dabei.
Für die meischte von ihne zieh‘ ich respektvoll den Hut,
denn des bis ins Alter zu leischte, erfordert Engagement und Mut.
Dass ich des fascht unbeschadet g‘schafft hab, das kann man hier sehen,
denn sonscht würde ich net als Lehrer Lämpel auf der Kerwebühne stehen.
Doch statt Kinner hab ich heit euch Erwachsene erwählt,
weil so’n besserwisserische Pauker halt gern Geschichte erzählt.
Ich hab mich etwas beschränkt, will hauptsächlich üwwer drei Theme berichte.
Will auch auf eine Beschimpfung von Parteie, Politiker un Verwaltung verzichte.
Un weil net alle Neubürger unsere kurpfälzer Heimatsproch verstehe,
versuch ich so ä bissel auch aufs Hochdeutsche einzugehe.
Beim Blick zurück wurde mir mal wieder klar,
dass früher net, wie viele behaupte, alles besser war.
Mein erschtes Thema tue ich euch hiermit kund,
es dreht sich, uffgebasst, tatsächlich um de Hund.
Hunde-Kack-Allee
Ä paar Johr lang hab ich in de Grieserstroß gewohnt,
so Mitte in Kerche , des hot sich gelohnt.
Doch als Fußgänger un mitt’m Kinnerwage war des oft net schee,
den die Stroß und viel annere wurde immer mehr zur Hunde-Kack-Allee.
Bis heit is mir des gut in Erinnerung gebliwwe,
denn ich hab domols im Kerchemer Wind des Problem beschriwwe.
Un weil es gut passt gab’s bei mir als Musiker kä Ruh,
deshalb gibt’s heit zu dem Text noch ä Melodie dazu.
Ihr Hunde hört die frohe Kunde
und bellt sie fort von Hund zu Hunde:
In Kirchheim ist ein jeder froh,
denn Kirchheim ist ein Hundeklo!
Hebt nur das Bein in jeder Straße
und leeret kräftig Darm und Blase,
bellt einmal laut: „Wau, Wau!“ dazu,
denn jederman lässt euch in Ruh!
Die Menschen hier verstehn euch gut,
kaum einen packt einmal die Wut,
selbst wenn er keine Stelle findet,
die nicht vom Hundeleben kündet.
Auf Schritt und Tritt ein Hundeschiss
schafft Lebensqualität, gewiss!
Die Großen treiben’s schon als Sport,
man hüpft und springt von Ort zu Ort.
Und das hat Zukunft, ohne Frage,
denn schwerer wird’s mit jedem Tage,
drum bringt noch viele Freunde mit,
denn Hundehaufen halten fit.
Den Hunden dafür Dank zu sagen,
anstatt sich ständig zu beklagen,
dafür wär‘ es jetzt endlich Zeit,
`nen Vorschlag hätt‘ ich auch bereit:
Pflanzt alle Straßen voll mit Bäumen,
wovon die meisten Hunde träumen
und tausend Hunde, das ist klar,
wär’n dann dem Hundehimmel nah!
Wuff, wuff, verbreitet sich die Kunde,
ein Paradies für alle Hunde!
Oh, welch ein Jaulen, Kläffen, Bellen!
Wie Haufen neben Haufen schwellen!
Am Duft erkennt man’s schon von Weitem,
hier können Menschen Hunde leiden.
Zum Schluss, zur Ehre aller Hunde,
beschließt die Ehrenbürger-Runde,
die Hauptstroß, die wird zur Chaussèe,
heißt künftig: Hunde-Kack-Allee!!!
Gefühlt gibt’s heute viel mehr Hunde,
doch, Bürger, hört die frohe Kunde.
Die alte Hunde-Kack-Allee,
ist heute wirklich fast passée.
Wo Haufen neben Haufen blühte,
schnappt heute zu die Kacker-Tüte.
Einen Dank für die gilt’s zu betonen
die uns vom Hundekot verschonen.
Doch leider klappt es nicht bei allen,
das kann uns sicher nicht gefallen.
Und die, das sag ich unverhohlen,
die soll, weiß Gott, der Teufel holen!!!
Jeff Bezos und RNZ
Sin mir denn noch ganz bei Sinne?
Oder sin mir schun sensationslüstig krank?
Fange mir denn immer mehr an zu spinne?
Hawwe mir nimmer alle Tasse im Schrank?
Um was geht’s ? Ich guck im Juni/Juli in die RNZ hinein
und schon prägt sich bei mir die Jeff Besos Hochzeit ein.
Nein, nicht nur die Regenbogenpresse hat dieses Ereignis ausgeschlachtet,
auch die RNZ hat es Tag für Tag mit Bildreportagen beachtet.
Was ich da tagelang in unserem Regionalblatt musste lesen,
wär doch höchtens ä Schlagzeile für die Bildzeitung gewesen.
Der arme Jeff Besos wurde in Venedig gewaltig beschnitten
un Dank RNZ hawwe mir Kerchemer fürchterlich mitgelitten.
Gott sei Dank gelang die Hochzeit doch noch mit Saus und Braus.
Die RNZ Reportage fiel entsprechend großzügig aus.
Im Große und Ganze schieb ich normal solche Themen zur Seite,
würde die RNZ net ihre Berichterstattung von Vereinen beschneide.
Aus Kostengründen muss ma halt irgendwo spare,
doch, muss die RNZ ausgerechnet bei Vereine zurückhaltender verfahre?
Entweder sie kündigt eine Vereinsveranstaltung vorher an,
was bedeutet, dass sie hinnerher nix mehr berichte kann.
Wer liest denn die RNZ noch, händisch, im Sessel oder uff’m Klo?
Wen mache die Ortsnachrichte beim Frühstückskaffee froh?
Das sin doch die wohl etwas gealterten Abonnenten.
Und denen sollte man, meine ich, besondere Aufmerksamkeit spenden.
Klar, wolle die auch was üwwer den Jeff Besos wisse,
doch diese Masse Besos war total üwwerdriwwe un beschisse!
Die Vereinskultur in und um Heidelberg ist riesengroß,
eigentlich fallen die vielen Events der RNZ-Redaktion in den Schoß.
Doch wer die Bedeutung der volksnahen Basiskultur verkennt,
sich lieber in Berichte üwwer die großkotzige Milliardärsclique verrennt,
der darf sich nicht wundern, dass manchen Abonnenten die Lust vergeht
und die Zukunft der RNZ, wie ma so hört, auf der Kippe steht.
20 Jahre Bürgerzentrum
Es gibt etwas zu feiern, wir leben in einem Jubeljahr,
unser Bürgerzentrum feiert 2025 sein 20. Jahr.
Der alte Saal wäre im nächsten Jahr 100 Jahre alt geworden,
denn er eröffnete 1926 erstmals seine Pforten.
Noch früher stand ein Viehstall und eine Gemeindescheuer hier,
beherbergte, wo heute die Küche ist, auch Zuchtbulle und Stier,
die wurden hier auch - neben Ziegen - gezüchet,
wie uns die Chronik aus alten Zeiten berichtet.
Vorne an der heutigen Hegenichstroß, stand ein altes Herrenhaus,
viele Kirchheim Bürger gingen dort ein und aus.
Denn 1835 eröffnete hier das „Gasthaus Adler“ die Tür,
leider steht heute von alledem nix mehr hier.
Gut 10 Jahre vorher wurde gegenüber das neue Rathaus errichtet,
unter Bürgermeister Koppert, wie uns die Quelle berichtet.
Der war gleichzeitig Gastwirt, Bürgermeister und Bauer,
vermutlich war er so ein Kleinoligarch, ein ganz ein schlauer.
Ein Schelm, wer dabei böses denkt,
wie Bauer Koppert damals die Kirchheimer Geschicke lenkt.
Doch ehrlich, es waren keine einfachen Zeiten vor 200 Jahren,
allein das teure Rathaus zwang zum Sparen, Sparen, Sparen.
Um das ganze Areal stand früher eine Sandsteinmauer
und schütze damit Mensch, Tier und auch den Bauer.
Die Reste der Mauer kann man heute noch sehen,
man muss nur in Richtung Oberdorf gehen.
Auch ein Kühbrunnen stand vorne, am Eingang zum Platz,
zur Freude von Menschen, Kühen, Hunden und Katz.
Doch irgendwann floss vom Wasserturm frisches Wasser ins Haus,
für den Kühbrunnen bedeutete das ganz einfach das AUS!
Seit einigen Jahren, wiederum zur Freude von Mensch und Tier,
steht ein Ersatzkühbrunnen heute wieder hier.
Und wer weiß von euch, was hier früher noch stand
an diesem, unseres Kerweplatzes Rand?
Ein hoher Holzturm für den Wächter der Nacht
mit dem Blick über Kirchheim, da hat er gewacht.
Um bei Feuersbrunst oder sonstigem Schrecken
die Bürger mit seiner Trompete aus dem Schlaf zu wecken.
An Stelle der Gemeindescheuer wurde vor 100 Jahren eine Festhalle gebaut.
Für Kultur und Sport, auch Tanzen hat man sich getraut.
Dahinter standen Holzbaracken, wurden als Schulräume genutzt.
So mancher Kerchemer Borscht wurde hier zurechtgestutzt.
Nach einer Feuersbrunst hat man auf die Baracken verzichtet
und statt dessen Toiletten und Umkleideräume errichtet.
Doch das alles ist Geschichte, denn vor genau 20 Jahren
durften die eingemeindeten Kirchheimer die Gunst ihrer Heimatstadt erfahren.
Die Sporthalle an der Kurpfalzschule und das Bürgerzentrum auf diesem Platz,
wurden für uns Kirchheimer zu einem beneidenswerten Schatz.
Ihn zu bewahren hat sich der Stadtteilverein auf die Fahnen geschrieben,
damit die Kerchemer ihr Bürgerzentrum auch in Zukunft noch lieben.
Gesang, Tanz, Politik und Kultur sollen hier schalten und walten,
dass engagierte Bürger hier auch in Zukunft echte Gemeinschaft gestalten.
Hier kann man täglich Menschen von Angesicht zu Angesicht sichten
und problemlos auf den ganzen Sozial-Media-Kram verzichten.
Gerade an der Kerwe kann das mindestens drei Tage lang gelingen
und euch allen Freude und Abwechslung in den Alltag bringen.
Darauf werden wir gleich mit Heidelberger Gerstensaft prosten,
zur Freude von euch allen, denn es wird zumindest hier nix kosten.
Schluss
Liewe Leit, es gäb noch soooviel zu berichte,
manches verfolgt uns, anneres ist schon Geschichte.
Ich denk an die Fußgängerüwwerwege in der Breslauer Stroß,
do frogt sich mancher Bürger, was denke die Planer do bloß?
Isch die Schwetzinger Einkaufsstroß dem Unnergang geweiht?
Stellt ma uns künftig noch in Postschalter bereit?
Kann ma die Scholl-Schul-Sporthalle endlich benutze?
Kriege mir ämol in Abstellplatz für unsere Sommertagsbutze?
Koan Mensch wees, was mit der Begrünung vum Kerweplatz passiert.
Wann wird die alt Kurpfalzschul endlich saniert?
Was passiert mit dem Hotel Erna und der Goldenen Rose?
Einmal mehr brodelt da die Kerchemer Gerüchtesoße.
Wann kummt bei uns die Fernheizung oder s’Glasfaser ins Haus?
Isch’s mit den Kirchen in Kirchheim vielleicht bald aus?
Wann kumme unsere Dorfstroße endlich widder in Schuss?
Im Lewe nimmer, denn bei dem Kassenstand isch “spare, spare!“ ein Muss!
Mir könnte die Stadt jo finanziell unnerstütze, des wär doch net dumm,
mir schicke bei jeder Veranstaltung, wie in der Kerch, in Klingelbeitel rum!
Die Frage- oder KLagelischte könnte länger und länger noch werden,
im Kerchemer Wind gibt’s immer Platz für euer Lob oder eure Beschwerden.
Doch neuerdings gibt’s auch einen Grund für einen Lobeswahn:
Durch Kerche fährt manchmol ä ganz neie Stroßebahn.
Werden nach 20 Jahren doch noch Versprechungen wahr?
Es waren Politikerversprechen, das ist uns schon klar!!
S‘reicht jetzt, genug g’schwätzt, der Mage isch leer,
vielleicht hilft do in Kruschtebrode vun der Feuerwehr?
Dazu in Schluck Wei bei der Marliese oder ä Bier vun der KGP.
Anschließend könnt ihr auf Kaffee und Kuche zu de Pfadfinder geh‘!
Der Lehrer Lämpel sagt jetzt: „Tschüs, Ade und … mal sehen!“
Denn er denkt darüber nach – in den zweiten Ruhestand zu gehen.
Es wird Zeit, Platz zu machen für neue Zeiten, für neue Ideen.
Es wäre schlimm, würde ich diesem Wandel im Wege stehen.
Kerche - Hajo!!!